Menschen in der VHS Tempelhof-Schöneberg

Betinna Schinko
Foto: VHS


Bettina Schinko - Schauspielerin und Sprechtrainerin

Die VHS-Improtheater-Gruppe spielt „Tod in einer Minute“: Je-de/r Darsteller/in bietet eine Version zum Thema an: ’mal grotesk, makaber, mit schwarzem Humor – ’mal nachdenklich, trauig, tragisch. Die letzten Sekunden werden laut eingezählt: „3, 2, 1, 0“ – Szene komplett – Schauspieler/in „tot“.

Wenn Bettina Schinko mit dieser Übung das Training oder eine Bühnenpräsentation startet, ist das mehr als reine Effekthascherei. Die Bühnen-Protagonisten sollen sich trauen, Handlung zu bestimmen. Aber auch: in einer Präsentation und Szene schnell auf den Punkt zu kommen. Beim Improtheater entstehen, meist im Dialog, Geschichten, wie sie eine/r alleine nie gedacht hätte. Impro-Spieler lernen, „die Ideen des Partners als Geschenke anzunehmen“, sagt Bettina Schinko. Also: nicht zu blocken, sondern dialogisch zu denken.

Seit 2003 bietet die Schauspielerin ihren Impro-Kurs an der VHS Tempelhof-Schöneberg an. Mit den Bühnen-Präsentationen – die nächste gibt es am 12. Dezember 2010, 20 Uhr, im Foyer der VHS, Barbarossaplatz 5 in Schöneberg – kommt eine weitere Dimension hinzu: Das Publikum, das die Geschichten neu „liest“ und einen eigenen Resonanzraum dazu gibt.

Die lachfreudige und theaterversierte Schauspielerin Schinko hat sich ihren eigenen Weg auf die Bühne zunächst gegen das Elternhaus erkämpft, das sie zur Zollbeamtin berufen sah. Parallel zum „braven“ Anglistikstudium ließ sich Bettina Schinko in München heimlich als Schauspielerin ausbilden. Das erste feste Engagement am Landestheater Tübingen hatte sie schon in der Tasche, als sie noch am Studienabschluss „baute“.

Es folgten Wanderjahre zwischen Zeitz, Frankfurt, Ludwigshafen, Karlsruhe und München sowie Reisen mit dem Tourneetheater Ellen Schwiers. Hatte Schinko als 13-Jährige schon von der Bühne geträumt – nun stand sie in großen Rollen im Rampenlicht, z.B. als „Minna von Barnhelm“ oder „Salome“. Als dann aber vor 12 Jahren in Berlin ihr Sohn zur Welt kam, „der erste Preuße in der Familie“, wollte sie ihr Leben etwas sesshafter machen. Synchron- und TV-Rollen traten neben dem Theater mehr in den Vordergrund – und Lehrtätigkeit.

Seit 2006 unterrichtet Bettina Schinko drei Tage in der Woche an der „Schule des Sprechens“ in Wien künftige Radiomoderatoren und Sprecher, aber auch „Wirtschafts-Leute, die merken, dass sie nicht sprechen können“. Weniger im klassischen „richtigen“ Sprechen, als vielmehr darin, eine klangvolle Stimme zu entwickeln, mit Vokalen als Melodien und Konsonanten als gliederndem „Schlagzeug“. In-zwischen unterrichtet sie sogar international zusammengesetzte Teilnehmergruppen in englischer Sprache im „speaking and presenting“.

„In every job that must be done / there is an element of fun” – mit diesem Mary-Poppins-Motto stellt sich Bettina Schinko gerne fröhlich vor. Es passt ihr wie angegossen. Ihr Lieblingssujet auf der Bühne ist die Komödie. Zuletzt ist sie in Berlin im Weißenseer Strandbad in der Posse „Der Weise Hai“ aufgetreten. Da spielt sie eine Dame, deren Hund gefressen wird. Und gerade sie als Sprechlehrerin hatte dabei extrem wenig Text. Nicht nur darüber kann sie, als „Mary Poppins des Impro-Theaters“, herzlich lachen.


November 2010  StadtteilzeitungInhaltsverzeichnis