"Kunstraum Mausoleum"

Das Mausoleum Gehring wurde von Christine Düwel künstlerisch gestaltet
Foto: Brigitte Rohde


Ganz schön viel Leben auf dem Friedhof!

Über hundert Besucher habe ich geschätzt, das Fernsehen war auch da. Am 1. August wurde auf dem Alten St.-Matthäus-Kirchhof in der Großgörschenstraße 12-14 ein Kunstprojekt mit oben genanntem Titel der Öffentlichkeit vorgestellt, das Sie bis zum 3. Oktober - Do-So, jeweils 16 Uhr, Eintritt frei - bei geführten Rundgängen kennen lernen können.

Schon zum zweiten Mal dienen die alten Mausoleen und Grabanlagen als Rahmen für die spezielle Botschaft international schaffender Künstler zu den Themen Tod und Sterben. Jeder arbeitet mit anderen Mitteln, Skulpturen oder elektronisch geschaltete Zufallsbilder spiegeln die unterschiedlichen Sichtweisen. Immer wieder beeindruckend auf diesem Friedhof sind die alten Grabstätten selbst, die teils schon restauriert sind, teils noch alt, verfallen, morbide ihr Alter zeigen.

Der Besucheransturm zeigt, dass die intensive Arbeit der letzten Jahre zur Erhaltung der alten Grabanlagen und damit auch unserer (Schöneberger) Geschichte von immer breiteren Kreisen geschätzt wird. Die engagierten Mitarbeiter der Friedhofsverwaltung, der Verein „EFEU e.V“, der mittlerweile 80 Mitglieder zählt, und - last not least - der Inhaber des „Cafés finovo“ Bernd Boßmann, der die zahlreichen Projekte tatkräftig unterstützt, sind die Akteure dieser Erfolgsgeschichte.

Sie können den Alten St.-Matthäus-Kirchhof bei Führungen aus der poetischen oder aus der botanischen Sicht kennen lernen, auch die Schöneberger Schulen und das Jugendmuseum führen hier Veranstaltungen durch. Aber neben den zahlreichen Aktivitäten dient der Friedhof noch seiner eigentlichen Zweckbestimmung: Als letzte Ruhestätte. Für die ganz Kleinen, die fast noch nicht gelebt haben, im „Garten der Sternenkinder“, für die, die für sich selbst schon vorsorgen, im Rahmen der Grabpatenschaften in einer alten Grabanlage.

Meinen eigenen Rundgang nach der Ausstellungseröffnung beschloss ich mit dem Besuch eines Grabes, in dem ein zu Lebzeiten sehr aktiver Mensch beigesetzt wurde. Wie viele Kilometer hatte Hans mit seinem Rennrad zurück-gelegt, trotz seiner ständigen Rückenschmerzen!? Und so wird der Friedhofsbesuch zu einer Stunde der inneren Einkehr und des Nachdenkens. Gehen Sie auch mal hin.

Marina Naujoks

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September 2010  StadtteilzeitungInhaltsverzeichnis